Mittwoch, 13. April 2005

Megapixel- Madness

Viele knipsen auf ihren hochauflösenden Kameras Bilder mit geringer Auflösung. Ein Raubbau an der Zukunft dieser Bilder.

Digitalkameras haben heute Auflösungen, die selbst bei preiswerten Modellen bereits häufig bei fünf Megapixel liegen und bei gehobenen Consumerkameras bis acht Megapixel reichen. Die Meinungen gehen auseinander, wie man mit den daraus entstehenden großen Bilddateien umgeht und ob man besser mit dem Maximum oder geringeren Auflösungen fotografiert.

Eine generelle Antwort ist schwer zu geben, und es gibt gute Argumente für beides. Zuerst die pragmatische Seite, die oft vorgebracht wird: Digitale Bilder werden gemacht, um als Fotoalbum im Web hergezeigt oder per E-Mail verschickt zu werden; schon relativ geringe Auflösungen (und entsprechend kleine Dateien) sorgen für überraschend gute Bilder am Schirm. Und selbst wenn man eine gute Internetverbindung hat, verflucht man die Freunde und Verwandten, die mit ihren Urlaubs- und Kinderfestbildern à drei Megabyte die Mailbox vollschaufeln.

Aber das hat mehr mit dem noch immer geringen Verständnis der Zusammenhänge zu tun als mit der Größe des Originalbilds. Wer zum elektronischen Verteiler greift, muss eben für vernünftige Dateigrößen vor dem Versand sorgen - ein Bild in der Größe von etwa 800 mal 600 Pixel und rund 150 Kilobyte Größe ist dafür ausreichend (vielleicht sogar zu viel), und jeder wird auf Anfrage gern auch die größere Originaldatei nachschicken.

Was jedoch für die maximale Auflösung (sogar für das so genannte RAW-Format auf gehobenen Kameras, bei dem das unkomprimierte Bild gespeichert wird) spricht, ist die Zukunft dieses Bildes. Vielleicht ist es ja schlussendlich nur eines von ein paar hundert Bildern, das wir vielleicht gerne als großes Foto ausdrucken würden, oder nur ein zufälliger Schnappschuss von Prominenten auf einem fernen Flughafen, an dem eine bunte Illustrierte interessiert ist - aber spätestens dann werden wir bereuen, wenn wir bei der Auflösung gegeizt haben. Auch Bearbeitungen, wie die Auswahl eines Bildausschnitts, fallen bei höherer Auflösung wesentlich besser aus.

Natürlich sind damit Folgen verbunden: größere Speicherkarten, mehr Platz auf der Festplatte, ein guter PC/Mac, um die Dateien entsprechend manipulieren zu können. Aber es ist auch sinnlos, eine hochwertige Kamera zu kaufen, um damit nur Webbilder zu knipsen. So, wie technische Entwicklungen verlaufen, lässt sich darauf wetten, dass uns schon in fünf Jahren selbst heutige Acht-Megapixel-Aufnahmen antiquiert erscheinen werden.
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