Montag, 23. Mai 2005

Das Fotolabor für Außerformatiges

Digitaler Fotodruck eröffnet heute Möglichkeiten, die im analogen Zeitalter wenigen Profis vorbehalten waren. Zu erschwinglichen Preisen werden jetzt auch Drucker für A3-Format (und größer) populär.

Es ist wirklich die beste aller Zeiten für ambitionierte Fotografen. Zuletzt sind digitale Spiegelreflexkameras mit hochauflösenden Chips in die Preisklasse von Amateuren vorgedrungen (wie berichtet die Canon EOS 350D sowie Nikons D50, beide ab rund 800 Euro). Jetzt wächst auch das Angebot an erschwinglichen speziellen Fotodruckern für Großformate bis zu A3+ (330x483 mm), zu Preisen ab 500 Euro.

Drei Modelle von Canon, Epson und Hewlett-Packard liefern Poster wie aus dem Fotolabor: Möglich wird das durch die Verwendung von bis zu neun Druckfarben für besonders nuancierten Tonverlauf sowie immer winziger werdenden Tintentröpfchen. Und durch Spezialpapiere: Gute Fotowiedergabe braucht entsprechendes Papiermaterial, sonst ist die Mühe vergeben. Alle Hersteller setzen auf die Kombination ihrer jeweiligen Druck- und Papiertechnologie für optimale Fotos.

Im subjektiven STANDARD-Test sind mit freiem Auge keine Qualitätsunterschiede bei den Fotoergebnissen zu erkennen. Die drei Geräte (Canon i9550 um 689 Euro, Epson Stylus Photo R1800 um 625 Euro, HP Photosmart 8750 um 499 Euro, Pro-Version mit Farbkalibrierungswerkzeugen um 649 Euro) liefern beeindruckende Bilder, mit denen die Qualität einer guten digitalen Kamera erst so richtig zum Ausdruck kommt. Und man merkt: Es ist das große Papierbild, das Betrachter erst so richtig beeindruckt - trotz aller Möglichkeiten schöner Präsentationen am Bildschirm. Beim Tempo des Ausdruckes lieferte Canon die raschsten Ergebnisse, gefolgt von Epson und HP. Canon und Epson verwenden acht Farben in getrennten Patronen; HP neun Farben (darunter drei Grauschwarztöne für exzellente Schwarz-Weiß-Bilder), in Patronen zu je drei Farben.

Rasch und einfach startklar

Die Installation läuft sowohl unter Windows XP als auch Mac OS X einfach und schnell, in wenigen Minuten ist das Heim-Fotolabor startklar. Der Anschluss an den PC/Mac funktioniert entweder über USB 2.0 (auch ohne PC direkt von der Kamera) oder Firewire (Canon und Epson). Trotz fehlenden Firewires sind die Anschlussmöglichkeiten bei HP am vielseitigsten: Das Gerät kann auch direkt von Speicherkarten drucken, zur Bedienung ist ein Display eingebaut. Ethernet, Wireless Lan und Bluetooth als Extraausstattung ermöglichen es, dass der Drucker mehreren Benutzern zur Verfügung steht. Unterschiede gibt es bei den verwendeten Druckträgern: Die Formate reichen bei allen von 10 x 15 bis A3+; HP bietet wahlweise eine Papierkassette an der Vorderseite (womit das Papier gewölbt werden muss) oder einen geraden Durchlauf für Einzelblätter; Canon und Epson arbeiten mit geradem Durchlauf von der Rückseite des Druckers und können auch CDs mit Spezialbeschichtung bedrucken. Epson ermöglicht darüber hinaus den Anschluss von Fotopapierrollen. Generell sind die Geräte bei der Art des verwendeten Papiers überaus vielseitig, auch für Spezialwünsche wie schweres Fotopapier mit strukturierten Oberflächen.

Eine besondere Herausforderung ist beim Fotodruck die korrekte Abstimmung vom Aussehen des Bilds am Bildschirm und im Druck. Wer hier optimale Ergebnisse erzielen will muss sich mit der (aufwändigen) Kunst der Farbkalibrierung beschäftigen, was natürlich das Brot der Profis ist. HP bietet nebst der 499-Euro-Standardversion eine Pro-Version um 649 Euro, die das nötige Werkzeug dafür mitliefert.

Noch einige praktische Erwägungen: Die A3-Drucker brauchen natürlich entsprechend mehr Platz (ca. 20 x 60 cm, plus Raum für die Papierausgabe) im "Heimlabor". Sie können aber jederzeit den bisherigen Drucker ersetzen - es sind schnelle Drucker auch für ganz normale Aufgaben. Und der Kaufpreis ist nur ein Teil der Gleichung: Für ein A3-Foto muss mit Kosten von ein bis zwei Euro (ja nach Papier und Tintenverbrauch) gerechnet werden.
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Copyright 2005 Der Standard / Helmut Spudich

Zukunft kommt aus Indien

Mit einem einfachen PC um 180 Euro macht Indien vor, welchen Weg die Entwicklung bei Onlinegeräten gehen muss.

Vor einigen Jahren waren indische Entwickler das Wundermittel gegen den heimischen IT-Arbeitskräftemangel. Dann kam die große Post-Bubble-IT-Krise, und die Inder blieben zu Hause, um dort Outsourcing-Jobs zu übernehmen und ihre eigene Wirtschaft anzukurbeln. Jetzt zeigen sie uns dafür, in welche Richtung ein Teil der PC-Entwicklung gehen muss.

Encore Software, ein indischer Hersteller, hat einen PC namens "Mobilis" um 10.000 Rupien, rund 180 Euro, zur Marktreife entwickelt. Die nur 750 Gramm schweren Low-Cost-Geräte gibt es in verschiedenen Modellen - als Desktop, notebookartiges Mobilgerät oder "intelligentes Display" fürs Auto - zu ähnlich niedrigen Preisen. Encore will die Geräte in erster Linie in Indien und anderen Emerging Markets" verkaufen.

Für den Gebrauch von PCs in industrialisierten Ländern in Europa oder den USA hält der Mobilis eine Lektion bereit, wie sich ein Teil unserer PCs entwickeln muss. Denn das Ding ist nicht so billig, weil Arbeitskraft in Indien so billig ist; menschliche Arbeit ist nur ein kleiner Teil der Herstellungskosten. Der Mobilis ist billig, weil er sich zweckmäßig auf einfache Komponenten beschränkt, wie sie für viele Aufgaben ausreichend sind. Ein 400-Megahertz-Intelprozessor, 128 Megabyte RAM, abgespeckte Software - auf solch simple Ausstattung greift unsere Industrie schon seit Jahren nicht mehr zurück, weil durch immer höhere Leistung dem Preisverfall entgegengewirkt wird.

Aber für das Internetzeitalter, das eben erst begonnen hat, ist dieser Rückgriff auf einfache und damit billige Komponenten wegweisend. Denn wir brauchen für diese neue Ära ein Werkzeug, das so billig und im Überfluss verfügbar ist wie heutzutage Papier und Bleistift, Bücher und Zeitungen. Ein Display zum Lesen von Web-Content und E-Mail um 200 Euro: Das gibt es paradoxerweise noch immer nicht, obwohl Online dabei ist, das Leitmedium unserer Kultur zu werden. Ein Online-Endgerät, von dem mehrere Stücke in jedem Haushalt herumliegen, damit jeder in der Familie eins benutzen kann, das in jeder Schultasche steckt und in Kaffeehäusern so aufliegt wie die Zeitungen.

Solche Endgeräte herzustellen wäre der Industrie ein Leichtes. Aber sie fürchtet den Paradigmenwechsel von teuren PCs und Notebooks zu billigen Onlinegeräten (die dafür in viel größerer Stückzahl verwendet werden würden). Diese Verweigerung führt zu immer neuen, teuren Flops - Tablet PCs, "Smart Displays". Darum: Indien, führe uns in die Zukunft.
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</>Copyright 2005 Der Standard / Helmut Spudich

E-Mail am Handy

In mancher Hinsicht ähnelt die Ausbreitung von E-Mail am Handy der flächendeckenden Verbreitung von E-Mail am PC vor einer Dekade. Eine kleine Gruppe "Early Adopters" tippt bereits heftig auf ihren Blackberrys (Spitzname: "Crackberry" aufgrund des suchtartigen Verhaltens) und Communicators, während der große Rest abwartet, ob man sich Mail fernab vom Schreibtisch überhaupt "antun soll".

Die Hürde ist doppelt: sozial (ständige Erreichbarkeit) und technisch. Die soziale muss jeder für sich entscheiden; meine persönliche Prognose: Im beruflichen Bereich wird mobile E-Mail Standard.

Die meisten Handys jüngerer Bauart sind zwar für E-Mail in irgendeiner Form verwendbar, für den wirklich "ernsthaften" Gebrauch (ständige Verwendung, die kein Ärgernis ist) bieten sich einige Geräte besonders an.

Wesentliches Kriterium ist eine "richtige" Tastatur anstatt der reinen Handytasten. "Richtig" heißt bei mobiler E-Mail ein alphanumerisches ("Qwertz") Keyboard, das mit Daumen oder einer Kombination aus Daumen und Zeigefingern so benutzbar ist, dass man damit auch noch einige Sätze schreiben kann. Die größten Tasten bieten die Nokia Communicator: das 9500 und sein kleinerer Bruder 9300, gefolgt von Geräten mit Dreh- oder Klapptastaturen (Siemens SX1, Nokia 6800-Serie). Letztere machen sich zwar in der Tasche schlank, aber das vom Bildschirm in der Mitte geteilte Keyboard ist gewöhnungsbedürftig.

Die andere Klasse von Tastaturen ist das "Daumenklavier", prominentester Vertreter Blackberry, aber auch auf einer Reihe von Smartphones wie dem Treo 650. Mit Übung sind diese Tasten überraschend brauchbar; bei manchen Geräten sind die Tasten für guten Gebrauch zu klein geraten (Sony Ericsson 910i).

Auch wenn Hersteller damit werben, dass Handys immer alles können (also telefonieren, E-Mail und 1001 weitere Funktionen), ist die Benutzung zweier Geräte - eines für E-Mail, eines zum Telefonieren - überlegenswert.

Nicht nur die äußere Artenvielfalt, über die letztlich nur Ausprobieren entscheiden kann, auch die unterschiedlichen Mailsysteme sind verwirrend. Als Königsweg gilt Blackberry, das es sowohl als Gerät als auch als Blackberry-Mail auf den Geräten anderer Hersteller (z. B. Siemens SX1) gibt. Der Vorteil: Alle Einstellungen passieren durch den Handybetreiber, über eine Website kann man Mailkonten, die man mobil benutzen möchte, hinzufügen. Die Mail wird wie SMS "gepusht", also automatisch auf das Gerät geschickt. Dafür ist man mit dem Betreiber "verheiratet", der die Blackberry-Mail betreibt.

Die Alternative ist Mail, die ähnlich wie Mail am PC regelmäßig abgefragt wird, Zeitintervall nach Benutzerdefinition - solche Mailsysteme verwendet u. a. der Communicator oder der Treo 650 von PalmOne. Nur eine "Notlösung" sind dagegen Mailfunktionen auf Handys, bei denen die Anfrage jeweils händisch ausgelöst werden muss.

Was solche Mailsysteme mühsamer als den Blackberry macht, sind die dafür nötigen Einstellungen; wer mit Mail-Settings nicht vertraut, ist tut gut daran, die Einstellungen im Shop vornehmen zu lassen, auch wenn die Betreiber-Websites Anleitungen geben.
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Copyright 2005 Der Standard / Helmut Spudich

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