DVD-Formatkriege? Wie öd.
Blu-Ray oder HD-DVD: Der Formatkrieg zwischen Sony und Toshiba ist sinnlos. Leitungen machen das Rennen.
Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner will ihn zahlen. Die Tech-Welt liebt "Kriege" - jahrelange Marktkämpfe um Standards, aus denen ein System als glor-reicher Sieger hervorgeht. Die Breite von Eisenbahnschienen, die Spannung von Stromnetzen, die Größe von Steckdosen, VHS gegen Betamax, Windows gegen Apple.
Jetzt also die nächste Runde: Blu-Ray gegen HD-DVD, zwei Formate für DVD-Scheiben, die unsere Welt noch bunter, noch aufregender machen sollen. Auf der einen Seite Sony und Verbündete, die mit Blu-Ray DVD in den Kampf um Territorium bei Konsumenten ziehen, auf der anderen Seite Toshiba und Konsorten mit HD-DVD. Was beide versprechen: Silberscheiben für 20 Gigabyte an Daten und mehr, oder praktischer ausgedrückt: DVDs für hochauflösendes Video, das Heimkino erst wirklich zu Kino macht.
Wie öd. Format-"Kriege" sind ein Konzept des vergangenen (oder wie bei Eisenbahnschienen: vorvergangenen) Jahrhunderts, mit dem heute keine Märkte und entsprechende Monopoleinnahmen mehr zu machen sind. Das hat zwei Gründe: zum einen die egalisierende Wirkung digitaler Technologie. Und zum anderen: Das goldene Zeitalter der Silberscheibe neigt sich dem Ende zu.
Eisenbahnschienen (die Wiener Grünen machten vor Kurzem den erfrischenden Vorschlag, die Bahn von Wien nach Bratislava mit der Spurbreite der Transsibirischen Eisenbahn kompatibel zu machen), Steckdosen oder Videokassetten hatten physische Formate; das macht Übersetzungen aufwändig. Digitale Formate hingegen sind in erster Linie Software, und das bedeutet: Getrennte Welten können leicht zusammengeführt werden. Bei beschreibbaren CDs konnten wir diese Evolution beobachten: CD-R, CD+R, CD-RW - jedes neuere Gerät beherrscht heute alle diese Formate. Blue-Ray DVD, HD-DVD: nur eine Frage der (kurzen) Zeit, bis dies keine Rolle spielt.
Der wichtigere Grund, warum das alles bald keine Rolle mehr spielt: DVD (und CD) sind so passé. Siehe Musikindustrie: Seit Leitungen die CD als Vehikel der Verteilung abgelöst haben, hat die auf CD fixierte Industrie ein gewaltiges Problem. Natürlich stehen wir erst am Anfang des scheibenlosen Zeitalters (und als billiger Zwischenspeicher wird uns die Silberscheibe noch eine gute Weile begleiten). Aber unser Film kommt aus der Steckdose (oder dem UMTS-Netz): Das wird schneller Wirklichkeit, als sich der Krieg um das nächste DVD-Format rechnet.
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@ 2005 Der Standard / Helmut Spudich
Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner will ihn zahlen. Die Tech-Welt liebt "Kriege" - jahrelange Marktkämpfe um Standards, aus denen ein System als glor-reicher Sieger hervorgeht. Die Breite von Eisenbahnschienen, die Spannung von Stromnetzen, die Größe von Steckdosen, VHS gegen Betamax, Windows gegen Apple.
Jetzt also die nächste Runde: Blu-Ray gegen HD-DVD, zwei Formate für DVD-Scheiben, die unsere Welt noch bunter, noch aufregender machen sollen. Auf der einen Seite Sony und Verbündete, die mit Blu-Ray DVD in den Kampf um Territorium bei Konsumenten ziehen, auf der anderen Seite Toshiba und Konsorten mit HD-DVD. Was beide versprechen: Silberscheiben für 20 Gigabyte an Daten und mehr, oder praktischer ausgedrückt: DVDs für hochauflösendes Video, das Heimkino erst wirklich zu Kino macht.
Wie öd. Format-"Kriege" sind ein Konzept des vergangenen (oder wie bei Eisenbahnschienen: vorvergangenen) Jahrhunderts, mit dem heute keine Märkte und entsprechende Monopoleinnahmen mehr zu machen sind. Das hat zwei Gründe: zum einen die egalisierende Wirkung digitaler Technologie. Und zum anderen: Das goldene Zeitalter der Silberscheibe neigt sich dem Ende zu.
Eisenbahnschienen (die Wiener Grünen machten vor Kurzem den erfrischenden Vorschlag, die Bahn von Wien nach Bratislava mit der Spurbreite der Transsibirischen Eisenbahn kompatibel zu machen), Steckdosen oder Videokassetten hatten physische Formate; das macht Übersetzungen aufwändig. Digitale Formate hingegen sind in erster Linie Software, und das bedeutet: Getrennte Welten können leicht zusammengeführt werden. Bei beschreibbaren CDs konnten wir diese Evolution beobachten: CD-R, CD+R, CD-RW - jedes neuere Gerät beherrscht heute alle diese Formate. Blue-Ray DVD, HD-DVD: nur eine Frage der (kurzen) Zeit, bis dies keine Rolle spielt.
Der wichtigere Grund, warum das alles bald keine Rolle mehr spielt: DVD (und CD) sind so passé. Siehe Musikindustrie: Seit Leitungen die CD als Vehikel der Verteilung abgelöst haben, hat die auf CD fixierte Industrie ein gewaltiges Problem. Natürlich stehen wir erst am Anfang des scheibenlosen Zeitalters (und als billiger Zwischenspeicher wird uns die Silberscheibe noch eine gute Weile begleiten). Aber unser Film kommt aus der Steckdose (oder dem UMTS-Netz): Das wird schneller Wirklichkeit, als sich der Krieg um das nächste DVD-Format rechnet.
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@ 2005 Der Standard / Helmut Spudich
spu - 10. Mai, 16:52
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