Videofonieren, demnächst Version 2

Videocalls werden als Vorzug von UMTS gepriesen, die Nachfrage ist enden wollend. Nokia bringt jetzt sein erstes Gerät für Videocalls und schlägt gleich noch eine neue Nutzungsart vor: "Video-Sharing" statt Videofonieren.

Schon mal jemand auf der Straße gesehen, der einen Videocall - also einen Telefonanruf im Angesicht des Gesprächspartners - tätigt? Eben. Die Nachfrage ist enden wollend, auch wenn zur Einführung von UMTS vor allem das Videofonieren als gut begreifbarer Grund für die technologische Weiterentwicklung des Handynetzes beworben wurden. Dafür gibt es sicherlich mehrere Gründe, nicht der geringste davon die fehlende Verbreitung von geeigneten Geräten (es genügt nicht, wenn man selbst eins hat - ohne entsprechendem Gegenüber geht der Videocall ins Leere) ist. Nur 3 von Hutchison setzte von Anfang an auf den Videocall und verkauft seinen Kunden die entsprechenden Handsets.

Aber es gibt auch einen sozialen Grund, warum sich Videofonieren nicht durchsetzt, vermuten Betreiber und Hersteller: In Wirklichkeit will man sein Gegenüber nur selten sehen; und außerdem: Über den Lautsprecher des Handys (was beim Videocall unvermeidlich ist, wenn man keinen Kopfhörer verwendet) sind Telefongespräche eine Mühsal.

Darum soll jetzt Videofonie in Version 2 kommen, wenn sich Nokia mit seiner Vorstellung des "Video-Sharing" durchsetzt. Das jetzt auf den Markt kommende 6680 (Preis ohne Betreibersubvention: 639 Euro) ist Nokias erstes Gerät für Videocalls (mit zwei Kameras, eine für den Anrufer, eine zum sonstigen Gebrauch). Dieses Feld hat Nokia bisher den Konkurrenten überlassen.

Aber gleichzeitig ermöglicht das 6680 auch "Video-Sharing" und das funktioniert so: Zwei Personen führen ein normales Telefongespräch, dann kommt eine auf die Idee der anderen zu zeigen wo sie gerade ist - beim Schifahren, am Strand, was immer. Dann wird einfach Video dazugeschaltet (was bei Videocalls unmöglich ist, diese sind von Anfang bis Ende ein Videocall). Dies sei, so Nokia, die logischere Form Video am Handy zu benutzen ("Herzeigen, was ich gerade sehe") und außerdem geht es mit dem Ressourcen des UMTS-Netzes sparsamer umgehen als ein Videocall.

Auch wenn das 6680 diese Möglichkeit hat: Verfügbar ist Video-Sharing erst, wenn die Netzbetreiber dazu die Möglichkeiten bereitstellen, und das ist bis auf weiteres nicht in Sicht. "In Evaluation" lautet bei den meisten die Antwort auf diesbezügliche Anfragen. Im Klartext: Sicher nicht vor nächstem Jahr, wenn überhaupt.

Bis dahin bleibt es also beim Videocall, wenn man will. Bei A1, 3 und One ist dies möglich, kostet je nach Tarifplänen zwischen "nichts" im eigenen Netz (bei Freiminuten als Teil des Gebührenpakets) und einem Euro von Netz zu Netz, zwei Euro ins Ausland - Voraussetzung natürlich, dass beide Teilnehmer im UMTS-Netz sind. Bei T-Mobile ist Videofonie zwar "technisch möglich", es gibt aber noch keine Tarife dafür. Telering ist bei allen Dingen UMTS noch in Warteposition.

Nebst der neuen, nicht verwendbaren Möglichkeit, bietet das 6680 eine Reihe von Weiterentwicklungen: 1,3 Megapixelkamera mit Fotoleuchte, bessere Qualitäten als Kamera, und einen Musikplayer, der auch über Aktivboxen bei der Party als Musikgerät herhalten kann.
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@ 2005 Der Standard / Helmut Spudich

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