Handytagebuch: Nokias gut gehütete Killerapp
Nebst Armbanduhr und Geldbörse sind Handys wahrscheinlich das intimste Accessoire, das uns Tag und Nacht begleitet. In dieser Funktion haben sie das Potenzial, quasi zu unserem Vertrauten zu werden: als elektronisches Tagebuch - ein Recorder, der die kleinen und größeren Ereignisse unseres Alltags festhält.
Allerdings ist dieses Handytagebuch eines der bestgehüteten Geheimnisse von Nokia, obwohl es damit angeblich ein Geschäft machen will. "Lifeblog" heißt ein kleines Programm, das am Handy wie am PC komplementär läuft und unauffällig als persönlicher Sekretär agiert.
Lifeblog sammelt alles, was an Erinnerungsstücken in unserem Handy "herumliegt": Abgeschickte und empfangene Kurzmitteilungen und Bilder, die kleinen Schnappschüsse oder Videoclips, die wir mit dem Handy machen, und Notizen, wenn man das Handy dafür verwendet. Es ist erstaunlich, welche Erinnerungen sich dabei im Laufe eines Handylebens ansammeln - wenn man zu den Menschen gehört, die diese Funktionen benutzen (und hat man erst einmal dieses Tagebuch entdeckt, steigt die Wahrscheinlichkeit).
Dabei kommt eine praktische Handyfunktion zum Tragen: Jeder Eintrag hat automatisch einen Datumsstempel, bei Bildern wird auch der Ort der Aufnahme aufgezeichnet; einstweilen nur das Land - es liegt an den Handyprovidern, dass sie genauere Daten liefern, denn ein eingeschaltetes Handy "weiß" immer genau, wo es sich befindet.
Lifeblog am PC (leider keine Mac-Version) "saugt" alle diese Memorabilia vom Handy und speichert sie auf dem eigenen Computer; womit sie auch gerettet sind, wenn man eines Tages das Handy wechselt. Am PC können Dateien (Fotos, Musik) vom PC und zusätzliche Notizen leicht hinzugefügt werden. Die Augenblicke, die man gern immer bei sich tragen will, werden als "Favoriten" am Handy belassen, die anderen gelöscht, um Platz für neue Erinnerungen zu machen.
Am PC wird daraus ein wunderschönes "Scrapbook" in einer Zeitreihe, das naturgemäß mit zeitlicher Distanz zu den Ereignissen gewinnt. Erstaunlich übrigens, dass für den Erinnerungswert die Qualität der Bilder wenig Rolle spielt, und mit den nächsten Generationen von Handys wird sie ohnedies besser.
Anders als der Name Lifeblog suggeriert, bleiben diese privaten Erinnerungen auch privat - sie werden auf dem PC gespeichert und sind kein Blog (Weblog - eine Art Onlinetagebuch). Aber wer will, kann aus einzelnen Teilen schnell auch ein richtiges Blog machen und publizieren.
Ein Wort zu den Nachteilen: Erstens kostet Lifeblog 29 Euro - das ist es wert, aber in Zeiten des Nulltarifs ungewöhnlich. Zweitens sind nicht alle Handys Lifeblog-tauglich; man braucht ein "Serie-60-Handy" von Nokia (das sind die mit den großen Bildschirmen, eine Liste findet man bei nokia.com). Theoretisch sollten auch Serie-60-Handys anderer Hersteller das Programm verwenden können, aber dazu gibt es keine Bestätigung. Jedenfalls ist Lifeblog ein sehr einfach zu benutzendes Programm, das durchaus zu den Kriterien beim nächsten Handykauf zählen sollte.
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@2005 Der Standard / Helmut Spudich
Allerdings ist dieses Handytagebuch eines der bestgehüteten Geheimnisse von Nokia, obwohl es damit angeblich ein Geschäft machen will. "Lifeblog" heißt ein kleines Programm, das am Handy wie am PC komplementär läuft und unauffällig als persönlicher Sekretär agiert.
Lifeblog sammelt alles, was an Erinnerungsstücken in unserem Handy "herumliegt": Abgeschickte und empfangene Kurzmitteilungen und Bilder, die kleinen Schnappschüsse oder Videoclips, die wir mit dem Handy machen, und Notizen, wenn man das Handy dafür verwendet. Es ist erstaunlich, welche Erinnerungen sich dabei im Laufe eines Handylebens ansammeln - wenn man zu den Menschen gehört, die diese Funktionen benutzen (und hat man erst einmal dieses Tagebuch entdeckt, steigt die Wahrscheinlichkeit).
Dabei kommt eine praktische Handyfunktion zum Tragen: Jeder Eintrag hat automatisch einen Datumsstempel, bei Bildern wird auch der Ort der Aufnahme aufgezeichnet; einstweilen nur das Land - es liegt an den Handyprovidern, dass sie genauere Daten liefern, denn ein eingeschaltetes Handy "weiß" immer genau, wo es sich befindet.
Lifeblog am PC (leider keine Mac-Version) "saugt" alle diese Memorabilia vom Handy und speichert sie auf dem eigenen Computer; womit sie auch gerettet sind, wenn man eines Tages das Handy wechselt. Am PC können Dateien (Fotos, Musik) vom PC und zusätzliche Notizen leicht hinzugefügt werden. Die Augenblicke, die man gern immer bei sich tragen will, werden als "Favoriten" am Handy belassen, die anderen gelöscht, um Platz für neue Erinnerungen zu machen.
Am PC wird daraus ein wunderschönes "Scrapbook" in einer Zeitreihe, das naturgemäß mit zeitlicher Distanz zu den Ereignissen gewinnt. Erstaunlich übrigens, dass für den Erinnerungswert die Qualität der Bilder wenig Rolle spielt, und mit den nächsten Generationen von Handys wird sie ohnedies besser.
Anders als der Name Lifeblog suggeriert, bleiben diese privaten Erinnerungen auch privat - sie werden auf dem PC gespeichert und sind kein Blog (Weblog - eine Art Onlinetagebuch). Aber wer will, kann aus einzelnen Teilen schnell auch ein richtiges Blog machen und publizieren.
Ein Wort zu den Nachteilen: Erstens kostet Lifeblog 29 Euro - das ist es wert, aber in Zeiten des Nulltarifs ungewöhnlich. Zweitens sind nicht alle Handys Lifeblog-tauglich; man braucht ein "Serie-60-Handy" von Nokia (das sind die mit den großen Bildschirmen, eine Liste findet man bei nokia.com). Theoretisch sollten auch Serie-60-Handys anderer Hersteller das Programm verwenden können, aber dazu gibt es keine Bestätigung. Jedenfalls ist Lifeblog ein sehr einfach zu benutzendes Programm, das durchaus zu den Kriterien beim nächsten Handykauf zählen sollte.
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@2005 Der Standard / Helmut Spudich
spu - 3. Nov, 16:20
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