Mittwoch, 30. März 2005

Schon geskypt?

Kaum zu glauben, dass "reguläres Telefonieren" - also die Telefonate, die wir tagein, tagaus am Arbeitsplatz erledigen - noch einmal so etwas wie aufregend sein könnte. Abgesehen von der Erfindung des Tastentelefons in den 70er-Jahren hat sich am Festnetztelefon substanziell nichts geändert - den "Sexappeal" hat das Handy gepachtet.

Aber manchmal gibt es fast über Nacht Neuerungen, die frischen Wind in eine Sache bringen, und Skype hat das Zeug dazu. Skype ist Software, die aus dem PC ein Telefon macht - quasi die Normalverbraucherversion von Voice over IP (VoIP), der Vermittlung von Sprache via Internet.

VoIP wird zwar seit Jahren als Technologie gepriesen, die das Ende herkömmlicher Telefonie bedeutet, ist aber bisher kaum über wenige Großunternehmen hinausgekommen. Diese Chance eröffnet jetzt Skype, das es bereits wie Google in den Rang eines Zeitwortes geschafft hat - man skypt. Wie funktioniert es?

Simpel. Von www.skype. com holt man sich die Software (gratis, für Windows 2000/XP, Mac OS X, Linux oder PocketPC), die Installation ist unkompliziert und endet in weniger als 15 Minuten mit einer Gratisregistrierung bei Skype als Benutzer. Voraussetzung ist eine Breitband-Internetverbindung (Kabel, DSL, UMTS) und ein PC/Mac entweder mit Mikro und Lautsprecher oder (besser) mit Zubehör wie Headset oder eigenem USB-Telefon - von Siemens gibt es zum Beispiel Schnurlostelefone, die via USB-Anschluss verwendet werden können.

Über eine kleine Kommandozentrale kann man andere Skype-Teilnehmer suchen oder ihren Benutzernamen direkt eingeben (Wetten, dass wir bald Skype-"Nummern" auf Visitkarten sehen?). Anklicken, und die Verbindung wird hergestellt - eine der Überraschungen ist die exzellente Sprachqualität bei guter Verbindung.

Diese Art der Verbindung ist kostenlos, wenn man einen Internetpauschaltarif hat. Skype kann aber auch ins Fest- oder Handynetz mit einem SkypeOut genannten Prepaid-System anrufen, bei dem über Kreditkarte ein Konto befüllt wird. Die meisten Verbindungen ins Festnetz weltweit sind dabei billiger als übliche Telefongebühren (z. B. 1,7 Cent in der EU, Nordamerika und einer Reihe anderer Staaten); Verbindungen ins Handynetz, insbesondere innerhalb Österreichs, sind dagegen teilweise sogar erheblich teurer als heimische Handygebühren (in Österreich 22-26 Cent/min).

Was Skype jedoch ansprechend macht, hat nicht in erster Linie mit Gebühren zu tun, sondern vielen Möglichkeiten, die weder Festnetz noch Handy bieten können. So sieht man, wer aus dem eigenen Telefonbuch gerade anwesend ist, kann während des Gesprächs parallel einen geschriebener Chat führen - z. B. um eine Adresse, eine Website oder anderes aufzuschreiben, statt akustisch zu buchstabieren. Weitere Benutzer können über Konferenzschaltung spontan zugeschaltet werden; Teilnehmer können einander parallel zum Telefonat Dateien senden, an denen sie gerade arbeiten. Zu erwarten sind weitere Möglichkeiten wie Videocalls und die Möglichkeit, vom Telefon aus Skype-Teilnehmer anzurufen. Ausprobieren lohnt und kostet (fast) nichts.

Copyright 2005 Der Standard / Helmut Spudich

Networking im Netz

Das Peinliche zuerst: Am Schluss der letztwöchigen Kolumne ist mir ein Schreibfehler unterlaufen - "256 KB RAM" sei die heutige Basisausstattung von PCs mit Kernspeicher. Das war eine Art Zeitreise: 256 Kilobyte (KB) RAM haben PCs vor 15 Jahren gehabt, heute sind es natürlich 256 Megabyte (MB), also das Tausendfache. Sorry. Es sollte also heißen, dass man heute 512 MB (Megabyte) RAM oder mehr haben sollte.

Apropos Zahlen: Die nächste Größe sind Gigabyte (GB), also 1024 Megabyte. Warum 1024 und nicht 1000? Das hat mit den Eigenheiten des binären Systems zu tun, das Vielfaches der Reihe 1, 2, 4, 8, 16, 32 usw. verwendet. Die kleinste Einheit ist ein Bit (binary digit), acht Bit machen ein Byte aus. Die Verwirrung entsteht aus der Verwendung von "Kilo" (tausend), "Mega" (eine Million) und "Giga" (eine Milliarde), mit der das binäre System auf das leichter zu rechnende Dezimalsystem angepasst wird, eigentlich eine Schlampigkeit. Ein Kilobyte sind genau genommen 1024 Byte, ein Megabyte sind 1024 Kilobyte (also 1,048.576 Byte) - der Einfachheit halber an 1000 angepasst.

Genug Mathematik. Obwohl Mathematik auch hinter meinem Thema diesmal steckt: Networking mithilfe von Onlineangeboten. Diese beruhen auf einer Art Pop-Soziologie, den "Six Degrees of Separation". Damit wird die These aufgestellt, dass zwei x-beliebige Menschen auf diesem Planeten "über maximal sechs Ecken" (Bekannte von Bekannten) miteinander verbunden sind.

Die Herstellung solcher Verbindungen ist die Quintessenz jedes Netzwerks: Ich kenne zwar nicht die Person, die ich für ein Projekt gewinnen will, aber ich habe einen Freund, der einen Freund hat, der meinen Projektpartner kennt - voilà. Auf dieser Basis haben sich Websites etabliert, die genau das tun: neue Kontakte über alte Kontakte herzustellen.

"Open Business Club" (www.openBC.com) ist ein europäischer Anbieter dieser Form von Online-Networking-Tools, es lohnt sich, die Site auszuprobieren, wenn man (berufliche) Kontakte suchen und pflegen will. Das Prinzip ist einfach: Man registriert sich (in der Basisversion gratis, eine Premium-Mitgliedschaft um 5,95 /Monat bietet erweiterte Funktionen), legt ein Profil an und sucht nach interessanten Menschen. Wie das geht? Über den beruflichen Hintergrund und die Interessen, die Benutzer über sich bekannt geben; dabei gibt es unter anderem "Ich biete" und "Ich suche". Und wie bei realem Networking funktioniert es durch den "Freund des Freunds", also die Kontakte der Kontakte die man selbst kennt; eine Art soziale Empfehlung ist, wenn man z. B. für ein Projekt Partner sucht. Was man von sich preisgeben will, steuert jeder selbst - inklusive der eigenen Adresse; Kontakte finden ausschließlich über die openBC-Plattform statt, ohne dass man die eigene E-Mail-Adresse oder Telefonnummer preisgibt.

Wie "richtiges" ist auch virtuelles Networking zeitaufwändig: Nur durch Pflege der Kontakte, Teilnahme an virtuellen Meetings (Foren zu Themen) etc. kann man erwarten, neue Kontakte zu knüpfen, die dann auch beruflichen Niederschlag finden. Der Vorteil: Dank Internet reichen sie weit über das eigene Umfeld hinaus.

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Nimm zwei

Üblicherweise ist unsere Konsumindustrie darauf versessen, uns mindestens zwei Produkte anzudrehen, wo es eines auch täte - zwei Uhren, zwei Handys, zwei Autos, zwei irgendwas. Nimm zwei ist nicht nur bei Aspirin und Zuckerln eine beflügelte Marketingstrategie. Aber interessant: In einem Bereich, wo zwei tatsächlich doppelten Nutzen bringt, fehlt jede entsprechende Initiative der Industrie - bei PC-Bildschirmen.

Zwei Bildschirme am Arbeitsplatz waren und sind das Privileg von Grafikern, Videoschnittplätzen, Tradern in Finanzinstitutionen. Aber der normale Arbeitsplatz, im Büro wie daheim, ist heute wie vor 20 Jahren mit einem Bildschirm definiert. Natürlich war das lange Zeit ei- ne Geld- und Platzfrage; aber mittlerweile sind selbst 19-Zoll-Flachbildschirme ab 300 Euro zu haben.

Seither kann man nur empfehlen: Nimm zwei, und dein Leben vor dem Schirm (ein nicht unbeträchtlicher Teil unseres Daseins) wird sich für immer zum Besseren ändern.

Warum? So gut wie immer verwenden wir für unsere Arbeit mehrere Programme: Mail, Internetbrowser, Office und je nach zu erledigender Arbeit eine schier unbegrenzte Reihe weiterer Tools. So wie wir auf einem Schreibtisch rascher unsere Unterlagen finden, wenn wir sie ein wenig ausbreiten und nicht einfach übereinander stapeln, sind auch Unterlagen am Desktop rascher zu finden und griffbereit, wenn sie nicht aufeinander gestapelt sind - leider der Grundmodus der meisten Windows-Benutzer.

Zwei Bildschirme, die nicht jeweils dasselbe darstellen ("spiegeln"), sondern die verfügbare Bildschirmfläche vergrößern (eine Frage der Einstellung: Windows-Benutzer können dies über "Systemsteuerung" und "Anzeige" festlegen; Mac-Benutzer über "Systemeinstellungen" und "Monitor"), erhöhen die Übersichtlichkeit und erleichtern so das Arbeiten.

Natürlich muss man Nutzungsgewohnheiten an die vergrößerte Bildschirmfläche anpassen: Fast kein Programm braucht die gesamte Bildschirmfläche - und trotzdem öffnen die meisten Benutzer das jeweilige Fenster auf das Maximum. Besser ist, die Fenster auf die wirklich benötigte Größe zu reduzieren und mehrere nebeneinander zu schlichten (der PC merkt sich diese Ordnung).

Die zwei Bildschirme funktionieren dabei wie ein einziger großer - man kann den Cursor über beide Flächen bewegen und Fenster hin-und herziehen (oder Objekte per "Drag & Drop" von einem Bildschirm auf den anderen ziehen, etwa eine Datei aus der Mail in den entsprechenden Ordner.

Voraussetzung dafür, einen zweiten Bildschirm an den PC anschließen zu können, ist eine entsprechende Grafikkarte im PC - bessere Notebooks sind meist damit ausgestattet, Desktop-PCs können um wenig Geld nachgerüstet werden, falls sie nicht bereits über ei- nen zweiten Bildschirmanschluss verfügen.

Und bei der Gelegenheit: Investieren Sie in zusätzlichen Kernspeicher (RAM); das kostet nicht viel und beschleunigt Ihren PC enorm, vor allem wenn mehrere Programme gleichzeitig geöffnet sind. Die meisten PCs sind heute beim Kauf mit 256 KB RAM ausgestattet; 512 sollte das Minimum sein, und man kann nie genug davon haben.

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